Zeitreise mit www.wiener-linien.at

Die Wiener Linien bringen laut letztverfügbaren Jahresbericht 811 Millionen Fahrgäste im Jahr von A nach B. Im Internet schaffen sie sogar noch mehr: Sie ermöglichen eine Zeitreise in die Vergangenheit des Internets.

Beginnen wir mit einem Lob

Die Wiener Linien haben in den letzten 10 Jahren sehr viel Energie – und unser Steuergeld – in die Schaffung von Barrierefreiheit gesteckt. Das ist gut so!

Alle U-Bahn-Stationen wurden mit Aufzügen zugänglich gemacht, sämtliche Busse wurden durch Niederflurbusse mit Rampen ersetzt und es werden schrittweise neue U-Bahnen angeschafft.

Sorgenkind Internet

Homepage der Wiener Linien (Stand Jänner 2011) Doch einem Bereich gibt es, da haben sich die Wiener Linien Verbesserungspotential offen gelassen. 😉

Während wir im Jahr 2011 sind, ist der Internetauftritt der Wiener Linien im Jahr 2008 – bestenfalls.

Beispiele gefällig?

Barrierefreiheit als Dauerbaustelle?

Wenn bei einer Seite Sanierungsbedarf besteht, könnte man sie Baustelle nennen. Doch das stimmt nur bedingt.

Laut Wikipedia ist eine Baustelle ein Ort, an dem errichtet, umgebaut oder abgebrochen wird – also gearbeitet wird. Und genau das dürfte definitiv NICHT der Fall sein. Diese Seite dokumentiert die Vergangenheit – oder anders formuliert: Sie ermöglicht eine Zeitreise.

Text-Only Seiten

Sonderseiten der Wiener LInien Der Internetauftritt der Wiener Linien ist weder sonderlich attraktiv noch sonderlich hilfreich. Auch die Barrierefreiheit der Seite entspricht nur minimalsten Standards – manches Mal sogar nicht einmal diesen.

Auf der Homepage der Wiener Linien gibt es oben einen Link der heißt „Barrierefrei mit den Wiener Linien“.

Inhaltlich stammt diese Sonderlösung noch aus einer Zeit, wo text-only Seiten ein Notzugang zu ansonsten völlig unzugänglichen Seiten für behinderte Menschen darstellten. Nur, dass sollte schon längst Geschichte sein. Im Jahr 1999 (!) hielt die Richtlinie für barrierefreies Internet (WCAG 1.0) schon fest, dass dies nur in begründeten Ausnahmefällen der Fall sein soll.

Und inhaltlich? Entspricht dieses Internetangebot zumindest inhaltlich den Erfordernissen und Erwartungen an einen guten Verkehrsbetrieb? Klare Antwort gefällig?

Wiener Linien kennen ihre eigenen Stationen nicht

Ja, die Aussage ist provozierend – aber leider auch richtig. Auf der Sonderseite „Willkommen zu den barrierefreien Informationen der Wiener Linien“ gibt es einen Auswahlpunkt „Das U Bahnnetz“.

Man erwartet dahinter Informationen zu den einzelnen Haltestellen der U-Bahn Linien mit dem Fokus auf Barrierefreiheit. Dies wird auch so angeboten – zumindest teilweise.

Liste der U2 Stationen Seit Oktober 2010 fährt die U2 bekanntlich auch von Stadion bis zur Aspernstraße.

Diese Stationen sind der Homepage völlig unbekannt.

Seien wir mutig und gehen wir also noch einen weiteren Schritt in die Vergangenheit und der Geschichte des U-Bahnausbaus in Wien. 😉

Informationen zur U2-Station Stadion
Seit dem Sommer 2008 fährt die U2 von Praterstern bis zum Stadion.

Diese Stationen sind den Wiener Linien zumindest in ihrer Existenz bekannt, aber es gibt dazu „noch“ keinerlei Informationen. Konkret ist dort seit dem Jahr 2008 zu lesen: „Die genaue Stationsbeschreibung folgt in Kürze„.

Doch es geht in dieser Tonart weiter. Sogar alte Stationen wie der Praterstern – sind ein weißer Fleck. Soetwas ist natürlich peinlich. Ich habe dies daher dem Direktor der Wiener Linien, DI Günter Steinbauer, bei einer gemeinsamen Aufzugeröffnung (ich glaube es war der 6. Aufzug am Praterstern) im Juli 2009 mitgeteilt und man versprach sich der Sache anzunehmen. Ergebnis: NULL.

Sonderseiten bleiben unsichtbar

Suchergebnisse für Rollstuhl Noch ein Nachsatz zur Sonderseite „Barrierefrei mit den Wiener Linien“. Sie gehört meiner Meinung nach umgehend aufgelöst und die darin befindlichen Informationen in die reguläre Seite der Wiener Linien aufgenommen.

Was bei den Wiener Linien anscheinend auch noch nicht aufgefallen ist: Durch den Umstand, dass die Sonderseite auf einem eigenen Server läuft, findet die Suche der Wiener Linien Seite diese Informationen nicht. (Siehe Suche nach „Rollstuhl“: Die fünf Treffen Presseaussendungen u.ä., aber keine Detailinformationen.)

Betriebsstatus als Geheimsache?

Auch eine andere Selbstverständlichkeit – die Zurverfügungstellung der Daten von ausgefallenen Aufzügen – wurde wieder und wieder angeregt – Ergebnis bisher ebenfalls: NULL.

Derzeit ist es nur innerhalb der Bürozeiten der „Kundeninformation“ möglich – umständlich aber doch – telefonisch (!) zu erfragen, ob ein Aufzug ausgefallen ist.

Angebote wie http://ubahnaufzug.at zeigen eigentlich eindrucksvoll, wo die Schwachstellen der Wiener Linien liegen. Diese Daten (Status der Aufzüge) gibt es einfach nicht – oder genauer gesagt: Es gibt sie eigentlich schon, aber die Wiener Linien geben sie öffentlich nicht preis. (Was eigenartig ist, da gleichzeitig Verspätungen jedes Busses oder jeder Bim veröffentlicht werden.)

Kommunikation als Schwachstelle

Man gewinnt fast den Eindruck, dass den Wiener Linien die Kommunikation mit den Fahrgästen nicht so wichtig ist, wie es eigentlich den Eindruck hat.

Was ich mir für 2011 erwarte: Die Homepage der Wiener Linien sollte schleunigst interaktiv und barrierefrei gestaltet werden. Die Kommunikation mit den Kundinnen und Kunden sollte auch per Web gestartet werden und auf ein zeitgemäßes Niveau gehoben werden. Open Data und Kommunikation (in beide Richtungen!) wird integraler Bestandteil der Unternehmensphilosopie.

Ich glaube, dass die Wiener Linien derzeit viele Möglichkeiten ungenutzt lassen. Dabei gäbe es die Chance noch mehr zufriedene Kundinnen und Kunden zu haben, die sich gerne mit „ihrem“ Verkehrsbetrieb identifizieren.

Neustart?

Heute habe ich auf Twitter gelesen: „Wiener Linien werden Web 2.0-fähig„. Ich bin schon gespannt und freue mich schon darauf.

Ein Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert