Viel Aufmerksamkeit verursachte ein Beitrag der Zeitschrift „DATUM“ mit dem Titel „Warum DATUM kein Interview mit Frank Stronach führt„.
Frank und die Zensur. Warum DATUM kein Interview mit Frank Stronach führt: bit.ly/U3CWxX
— DATUM (@DATUMSDZ) November 16, 2012
Darin wird von einer „Erklärung“ berichtet, welche Journalistinnen und Journalisten unterschreiben müssen, wenn sie ein Interview mit Stronach machen wollen. („Falls die Autorisierung des Interviews nicht erteilt wird, werde ich weder den Umstand des Interviews noch das Gespräch ganz oder auszugsweise veröffentlichen.“)
Schlechte Erfahrungen
Frank Stronach, argumentiert sein Formular damit, dass er „einige sehr schlechte Erfahrungen mit manchen Medien gemacht“ habe.
Das Echo war erwartbar; manche fühlen sich in die Vergangenheit zurückerinnert.
@arminwolf @grimmsehaha, hab für TIME Osteuropa-Redaktion gearbeitet späte 80er Jahre, da gab es ähnliche Regeln für die Politbüro-Fossile
— Veit Dengler (@veitdengler) November 16, 2012
oder auch
Stronach will quasi alles kontrollieren, was Journalisten nach Interview über ihn schreiben. Das ist ein neues Low in österr. Medienfreiheit
— Ingrid Brodnig (@brodnig) November 17, 2012
Interview abgelehnt
Übrigens: DATUM hat ein Interview unter diesen Bedingungen abgelehnt; was ich sehr gut finde.
Der Österreichischer Journalisten Club empfiehlt die gleiche Vorgangssweise. „Eine solche Erklärung ist eigentlich eine zivilrechtliche Vereinbarung“, erläuterte Medienanwältin Windhager im ORF. Man wäre somit an diese Vorgangsweise gebunden.
Gibt es schon Erfahrungen?
Ich habe per Twitter Kolleginnen und Kollegen gefragt, ob sie die „Erklärung“ unterschreiben mussten. (Text)
Welches Medium bzw. welcher JournalistIn ist mutig und gibt zu sowas unterschrieben zu haben? bit.ly/UJfvwe#stronach
— Martin Ladstätter (@ladstaetter) November 16, 2012
Inoffiziell bekam ich die Antwort: nein
Daraus schließe ich: Entweder ist diese Vorgangsweise neu oder das Team Stronach probiert dies nur bei kleineren Medien.
Lustiger Gegenvorschlag
Es dauerte nicht lange bis Journalistinnen und Journalisten einen lustiges Gegenvorschlag machten:
Gegenschlag der Journalisten: Ab sofort müssen Politiker vor Interviews dieses Formular unterschreiben. twitter.com/MartinThuer/st…
— Martin Thür (@MartinThuer) November 17, 2012
Nachtrag: „Erklärung“ mit „sofortiger Wirkung“ geändert
Richtlinien für Interviews werden ab sofort geändert, 1:1-Übernahme von strikter Policy aus Wirtschaft auf Politik funktioniert nicht
— Team Stronach (@TeamStronach_at) November 17, 2012
Das „Team Stronach“ änderte nun seine geforderte „Erklärung“ mit „sofortiger Wirkung“, ist einer Presseaussendung zu entnehmen und es heißt dort weiters: „Wir bedanken uns ausdrücklich beim Österreichischen Journalistenclub und allen JournalistInnen Österreichs, die uns auf unseren Fehler aufmerksam gemacht haben und versichern, dass zu keinem Zeitpunkt ein Eingriff in die Pressefreiheit Ziel unseres Handelns war.“
Der Österreichischer Journalisten Club lehnt die Änderung als „Augenauswischerei“ ab.